Palais in Siedlec, Großpolen
Pałac w Siedlcach, Siedlec
Klassizistisches Palais bei Posen
Der in Dresden geborene Architekt Johann Christian Kamsetzer (polnisch Jan Chrystian Kamsetzer) wurde nach der ersten Teilung Polens 1773 Hofarchitekt von König Stanisław II. Er spielte eine zentrale Rolle bei zahlreichen bedeutenden Bauprojekten entlang des Warschauer Königswegs. Zu seinen bekanntesten Arbeiten zählt der Umbau des Łazienki-Palastes in Warschau, ursprünglich von Tylman van Gameren entworfen, den er in Zusammenarbeit mit Dominik Merlini realisierte. Neben seinen Tätigkeiten in der Hauptstadt wirkte Kamsetzer auch in anderen Regionen Polens als gefragter Architekt für Adelsresidenzen.
Das Palais in Siedlec, östlich von Posen (Poznań), gilt als eines seiner wichtigsten Werke und illustriert die Übergangsphase vom Barock zum Klassizismus. Der Bau des Schlosses wurde bereits 1770 im Auftrag von Antoni Krzycki begonnen, erhielt jedoch erst ab 1790 seine heutige Gestalt mit der unverwechselbaren Handschrift Kamsetzers. Das Gebäude verfügt über einen U-förmigen Grundriss mit zwei kurzen Seitenflügeln mit Mezzaningeschoss sowie einen zentralen Säulenrisalit mit Dreiecksgiebel, in dem ein Relief eines römischen Wagens mit drei Pferden zu sehen ist. Charakteristisch ist ein niedriges Erdgeschoss mit Halle und Repräsentationsräumen im Obergeschoss.
Trotz kommunaler Nachkriegsnutzungen sind die in Amfilade angeordneten, klassizistischen Innenräume des Obergeschosses, einschließlich des Ballsaals im Südflügel, in einem sehr guten Erhaltungszustand. Die privaten Eigentümer haben sie originalgetreu restauriert. Ein Teil des Schlosses wird privat bewohnt. Der zugehörige Park im englischen Stil mit mehreren Teichen hat heute noch eine Fläche von etwa 6 Hektar.
Bis 1945 blieb Siedlec im Besitz verschiedener namhafter polnischer Adelsfamilien und zählte zu den bedeutenden Gütern der Region mit einer Fläche von über 680 Hektar. Letzter Eigentümer war der Großgrundbesitzer und General Graf Ignacy Mielżyński. Zum Besitz der Familie Mielżyński gehörte auch das Gut in Chobienice (Pałac w Chobienicach), ein seinerzeit modernes Mustergut mit Saatproduktion, Viehzucht (Rinder, Schafe, Pferde), Fischzucht sowie Brennerei und Ziegelei.
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